Wie nehmen Landwirte und Landwirtinnen die Betroffenheit von einer Tierseuche und die Tötung ihres Tierbestandes im Seuchenfall wahr? Wie können sie diese Erfahrung verarbeiten und was unterstützt sie dabei? Tierseuchen haben nicht nur ökonomische Auswirkungen, sondern die Ausbrüche und ihre Bekämpfung können traumatisierend wirken.
Ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt des BAL ist bis heute die Konzeption und Durchführung von Vorträgen und Workshops zu den Folgen von Tierseuchen in der Landwirtschaft. Diese Angebote richten sich an alle, die mit Landwirtschaft und Tierseuchenbekämpfung zu tun haben und Handlungsstrategien zur Begleitung und Beratung von Landwirten im Tierseuchenfall entwickeln und umgesetzen möchten. Ziel ist dabei ein enger Austausch und die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichsten Institutionen und Akteuren der Praxis: Landwirte, landwirtschaftliche Verbände, Landwirtschaftsministerien, Verbände und Verwaltungsbereiche des Veterinärwesens sowie psychosoziale, seelsorgerische und auf Notfälle ausgerichtete therapeutische Beratungsorganisationen (z.B. Notfallseelsorger, Ehrenamtliche in der Krisenintervention, etc.).
Fachlicher HintergrundIn meiner Dissertation "Tierseuchen in der Landwirtschaft" habe ich mit Hilfe von Expertengesprächen und Interviews die psychosozialen Konsequenzen eines Tierseuchenfall/-zug in landwirtschaftlichen Familienbetrieben herausgearbeitet. Die Dissertation wurde 2002 mit dem "Schweisfurth-Forschungspreis für artgemäße Nutztierhaltung" ausgezeichnet. Nach Abschluss des Forschungsprojektes konnten im Dialog mit Verantwortlichen und Beteiligten die Ergebnisse dieser Arbeit in die Praxis und Beratung umgesetzt werden. Beratungskonzepte für die Unterstützung von Landwirten und Landwirtinnen im Tierseuchenfall wurden diskutiert und entwickelt und unterschiedlichste Interessengruppen in Seminaren und Workshops zusammengeführt. Die Beteiligten wurden über die Grundlagen der Tierseuchenbekämpfung und die Belastungssituationen auf landwirtschaftlichen Betrieben informiert und es wurden Konzepte zur Integration psychosozialer Perspektiven und seelsorgerischen und therapeutischer Beratung und Begleitung entwickelt.
In Niedersachsen wurde z. B. eine Taskforce "Seelsorge im Tierseuchenfall" eingerichtet, an der etwa 120 Seelsorger beteiligt sind. Es wurden detaillierte
Seelsorgepläne für Tierseuchenzeiten herausgegeben, Informationsmaterialen,
Arbeitshilfen, Handreichungen und Beratungspläne für Seuchenzeiten veröffentlicht und über Kirchenämter und die Notfallseelsorge verbreitet. In Baden-Württemberg gelang die Sensibilisierung von mehr als 120 Notfallhelfer des Deutschen Roten Kreuzes über eine Fortbildung von Führungskräften in der Katastrophenhilfe des DRK`S.
Seit dieser Zeit hielt ich zu diesem Thema Vorträge für:
- Bauern- und Landfrauenverbänden auf Kreis- und Landesebene, dem Bundesverband der beamteten Tierärzte BbT, dem Regionalverband Südniedersachsen und dem IZNE Göttingen
- kirchlichen Organisationen wie der Katholische Landesarbeitsgemeinschaft "Land" NRW, dem Institut für Kirche und Gesellschaft der evangelischen Kirche von Westfalen, dem kirchlichen Dienst auf dem Lande der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover.
- dem Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz, dem Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum (MLR) Baden Württemberg, dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) und dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Schleswig Holstein.
- ein von der Tierärztekammer Niedersachsen erarbeitetes eLearning-Angebot in Zusammenarbeit mit der TiHo Hannover, dem LAVES und dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung.
- Tierseuchenkassen in verschiedenen Bundesländern (Bundes- und Länderkonferenzen).